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Von der Schule zum Mehrgenerationenhaus

Von der Schule zum Mehrgenerationenhaus

Hauptstraße 1 in Niederlibbach

Die „Neue Schule“ von Niederlibbach, heute Hauptstraße 1, wurde am 18.01.1931 mit der „Schulweihe“ seiner Bestimmung übergeben. Nach Umbauten und Erweiterungen ist es heute das Mehrgenerationenhaus von Niederlibbach.

Niederlibbach bekommt eine „Neue Schule“

Die feierliche Einweihung der neuen Schule fand am 18./19.01.1932 unter großer Beteiligung der Bürgerschaft, der Schüler und des Landrats Dr. Pollack statt. Bürgermeister von Niederlibbach war in dieser Zeit Wilhelm Kaltwasser. Natürlich waren auch Vertreter der Regierung, der Kirche und anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens dabei. Ein solcher Neubau in einer kleinen Gemeinde wie Niederlibbach war schon etwas ganz Besonderes und das galt es gebührend zu feiern.

Eine kleine Anekdote am Rande zur Einweihung aus heutiger Sicht: Versuchen Sie einmal die Anzahl der Frauen zu zählen, die an der feierlichen Einweihung teilgenommen haben. Sie werden nicht viele Finger zum Zählen brauchen.

Erste Planungen für eine neue, moderne Schule auf einem Grundstück am Ortsrand von Niederlibbach – von Oberlibbach aus kommend auf der rechten Seite – begannen 1927. Gebaut wurde die neue Schule von 1929 bis1930. Es war eine für die damalige Zeit neue Konzeption für eine Schule nach dem Typ „Untertaunus“. Im gesamten Untertaunus war es die zweite Schule dieser Art.

Zum Bauwerk „nach modernsten Gesichtspunkten“ gehörte ein geräumiges Kellergeschoss, eine Badeeinrichtung, ein moderner Lehrsaal mit Nebenraum, eine geräumige Lehrerwohnung sowie ein Nebengebäude (Remise und Toiletten).

Die Baukosten betrugen rund 80.00 Reichsmark, davon hatte die zu dieser Zeit selbständige Gemeinde Niederlibbach einen Anteil von 20.000 Reichsmark zu tragen. Rechnet man die Baukosten nach dem Kaufkraftäquivalente historischer Beträge der Deutschen Bank auf die heute Kaufkraft um, dann kommt man auf eine aktuelle Bausumme in Höhe von rund 370.000 Euro. Dafür könnte man heute ein solches Gebäude nicht mehr hinstellen. Das war wohl nur durch viel Eigenleistung der Niederlibbach Bürger möglich.

Der Schulbetrieb

Die neuen Wohnräume bezog als erster Lehrer Karl Müller, als letzter verließ Ende 1969 Lehrer Franz Rost die Wohnräume des Schulgebäudes.

Es gab nur einen Klassenraum. Die 8 Jahrgänge der Schülerinnen und Schüler waren von vorne mit den Jüngsten nach hinten zur letzten Volksschulklasse aufgereiht.

Das ging so bis zum 1.8.1967. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Schülerinnen und Schüler des 6. Bis 9. Schuljahres von der Volksschule Niederlibbach in die Mittelpunktschule in Wehen umgesetzt. Die Zeit der selbständigen Volksschule Niederlibbach ging am 1.8.1969 zu Ende. Da wurden die Grundschuljahrgänge 1. Bis 4. Schuljahr an die Gesamtschule „Obere Aar“ in Hahn umgesetzt, von 1976 an die Grundschule in Wehen.

Auf den Bildern ist oben Lehrer Domke 1951 mit allen Altersstufen im „Lehrsaal“.

Darunter Lehrer Rost bei der Einschulung 1961. Dafür malte er immer die „Häschenschule“ an die Tafel, die danach leider dem Schwamm zum Opfer fiel. Die Tafeln wurden ja für den Unterreicht gebraucht.

Die Badeeinrichtung

Eine solche Badeeinrichtung war zu damaliger Zeit in den Schulgebäuden üblich. Dorfgemeinschaftshäuser und Mehrgenerationenhäuser gab es zu damaliger Zeit in Hessen noch nicht. Das erste hessische Dorfgemeinschaftshaus wurde 1950 gebaut.

Die Badeeinrichtung mit Wasch- und Duschgelegenheit diente der Hygiene der Bevölkerung. Die üblichen Wohnhäuser verfügten in dieser Zeit nicht über eine solche Einrichtung. Das Wasser kam aus dem Brunnen und die Toilette war ein Plumpsklo im Hof. Die Benutzungszeiten der öffentlichen Badeeinrichtung waren natürlich für Frauen und Männer getrennt.

Etwas ganz Besonderes gab es zusätzlich im Niederlibbacher Schulhaus. Dort gab es ein kleines Schwimmbecken an der Stelle, an der sich heute die Damentoilette befindet.

Kindergarten

Kindergarten

Niederlibbach hatte damals im Schulgebäude einen eigenen Kindergarten. Die Leiterin des Kindergartens war Paula Krieger. Und wie man auf dem Foto aus 1942 sieht, war der Kindergarten gut besucht.

Das Dorf hatte zu dieser Zeit knapp über 200 Einwohner. Die Zahl der Dorfbewohner war über mehrere Jahrzehnte nahezu unverändert bei rund 200 Einwohnern geblieben. Bis in der Nachkriegszeit die Entwicklung des etwas abseits gelegenen Ortes begann.

Jugendclub Submarine

Am 21.3.1976 wurde in Niederlibbach ein Jugendclub gegründet. 16 Jugendliche waren beteiligt. Niederlibbach war zu diesem Zeitpunkt keine selbständige Gemeinde mehr und es bedurfte einiger „Bemühungen“ der Niederlibbacher, bis die Stadt einen Raum im Keller der ehemaligen Schule als Clubraum zur Verfügung stellte. Der Ausbau dieses Raumes wurde 1978 von den Jugendlichen selbst durchgeführt, am 12.8.1978 fan die Einweihung statt.

Woher kam der Name des Jugendclubs? Die Ältere Generation kann sich vielleicht noch erinnern an „Yellow Submarine“ (Gelbes Unterseeboot), einem 1966 veröffentlichtem Song der Band „The Beatles“ auf dem Album Revolver. Später gab es den Film dazu und in Niederlibbach einen Jugendclub mit diesem zu seiner Zeit etwas provokativen Namen.

Die Besucher des Jugendclubs haben im Laufe der Jahre gewechselt, der Jugendraum ist aber noch immer an der gleichen Stelle im Mehrgenerationenhaus. Auch wenn heute vermutlich keiner der Jugendlichen sich erklären kann, wie man vor „vielen Jahren“ auf den merkwürdigen Namen „Submarine“ gekommen ist. Dennoch wird der Name beibehalten, denn „die werden sich schon was dabei gedacht haben“.

Von der Schule zum Mehrgenerationenhaus

Das Gebäude wurde, nachdem die Grundschule in Niederlibbach 1976 aufgelöst wurde, zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Der ehemalige Klassenraum, der Saal des Dorfgemeinschaftshauses, wurde später durch einen Anbau mit Flachdach erweitert. Diesen Umbau realisierte die Dorfgemeinschaft weitgehend in Eigenleistung.

Heute ist es nach einem erneuten Umbau ein Mehrgenerationenhaus, die Fertigstellung war im Mai 2018. Mit einem offen gestalteten Anbau mit einer Freiterrasse, einer neuen Küche und einem sehr funktionalen Thekenraum wird es von den Niederlibbacher Vereinen sowie auch für andere Veranstaltungen und Feiern gerne genutzt.

Die ehemalige Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss wurde vom Verein „Unser Dorf – Niederlibbach“ auf eigene Kosten und in Eigenleistung renoviert. Heute sind es die Vereinsräume des Dorfvereins, die in vielfältiger Form für das aktive Vereinsleben in Niederlibbach genutzt werden.